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Reichental |
Wildsee |
Durch tagelanges Schneetreiben liegt er da, zugefroren, mit Schnee bedeckt, der Wildsee im Hochmoor auf dem Hochplateau, vom Kaltenbronn, verzaubert Menschen und Tiere.
Robin, 8 Jahre alt, kommt mit seinen Eltern aus der Großstadt in das Murgtal.
Sie wohnen erst seit 3 Monaten hier. Eine so verzauberte Winterlandschaft
hat er noch nie gesehen. Natürlich kreisen seine Gedanken nur noch um
Schneeballschlachten und Schlittenfahrten...
Sein Vater möchte ihm am Heiligabend diesen Wunsch sehr gern erfüllen. Robins Mutter
hat alle Hände voll zu tun. Tannenbaum schmücken, das Essen zubereiten und
Geschenke müsse auch noch verpackt werden. Geh nur, sagt sie, Robin wird sich freuen, geh in den Schnee...und mache dem Jungen diese Freude! Ja, aber wohin... auch Robins Vater kannte das Murgtal noch nicht! Er rief bei mir an und fragte um Rat. Wir kannten uns schon länger und bei mir hatte er Glück, ich kannte mich sehr gut aus und hatte meine weihnachtlichen Vorbereitungen schon getroffen.
Mein Vorschlag, eine Überraschungstour zu organisieren wurde voller Freude angenommen.
Wir verabredeten uns um 10.00 bei mir am Haus. Jetzt musste alles schnell gehen. Ski, Rucksäcke, eine warme Suppe in die Thermoskanne. Eine Thermoskanne mit heißem Holundertee und eine Dose mit Weihnachtsgebäck. Einen Tannenzweig, einen Kerzenhalter mit Weihnachtskerze, ja und Streichhölzer mussten auch noch mit. Meine Ski-Freunde Moni u.Wolfgang wurden informiert. Sie waren von der Idee so begeistert und wollten auch mit. Gemeinsam trafen wir unsere Vorbereitungen.
Wolfgang besorgte die Langlaufausrüstung für Vater und Sohn, aus dem Skiklub.
Wir Frauen sorgten für den Inhalt der Rucksäcke. Um 10.00 waren wir für den Start in
den Schnee gerüstet.
Das Auto, mit Schneeketten ausgerüstet steht vor der Tür. Langlaufski und Rucksäcke
sind verstaut. Die Fahrt kann losgehen. Robins Gesicht ist schon leicht gerötet. Die
Aufregung und die Kälte zeigen ihre Spuren. Die Fahrt geht von Gernsbach, über
Obertsrot Richtung Reichental, auf der Serpentinenstraße zum Kaltenbronn, 998 ü.M.
hinauf. Die Straße ist verschneit, wir kommen gut voran. Kurz vor dem Bergplateau durchbrechen wir die tiefhängenden Schneewolken. Uns öffnet sich eine traumhafte Wintermärchenlandschaft. Unter blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein.
Wir sind alle verzaubert von diesem schönen Anblick.
Auf dem Waldwander-Parkplatz Kaltenbronn stellen wir das Auto ab. Die Langlaufski werden angepasst und die Rucksäcke aufgeschnallt. Wir sind bereit in eine unberührte Wintermärchenlandschaft einzutauchen.
Mein Freund Wolfgang geht voraus, die Loipen sind noch nicht gespurt. Es erfordert
sehr viel Kraft, ohne Spur eine Wanderung zu unternehmen. Aber dafür ist der Anblick
der unberührten Schneelandschaft um so schöner.
Es folgen Moni, danach kommt Robin und sein Vater. Ich bilde den Schluss.
So sind unsere "Neulinge" gut eingebunden. Es wird nicht gesprochen.Wir sind alle eingefangen von dieser unglaublich zauberhaften Natur...
Leise, fast ohne Geräusche ziehen wir unsere Bahn durch den Schnee. Eiszapfen, die an den Tannen hängen, glitzern in der Morgensonne wie Weihnachtssterne.
Aus jeder verschneiten Tanne könnte man Figuren deuten.
Häschen, Vögel, sogar Maria mit dem Jesuskind...
Unsere Fantasie wird unendlich angeregt...
Über das Hochmoor erreichen wir den Wildsee.
Die am Rande stehenden Kiefern sind durch die Schneelast auf den Boden gedrückt.
Im Sommer verläuft hier ein Holzbohlenweg, jetzt ist er nicht mehr zu erkennen. Wir bahnen uns in gebückter Haltung den Weg durch den Schnee und kommen nur langsam voran. Ich sehe Wildspuren,
dies ist der richtige Platz um Rast zu machen.
Spuren von Reh und Hirsch, Hasen und Kaninchenspuren, auch Waldvögel haben ihre Spuren hinterlassen.
Der Wildsee ist zugefroren. Mit Blick auf den See, bauen wir aus unseren LL-Ski eine Bank.
Robin und sein Vater sammeln alte Tannenzweige für ein Feuer.
Gemeinsam sitzen wir vor dem Feuer und wärmen uns die Hände. Aus den Rucksäcken kommen Suppe und Holundertee. Nach dieser Stärkung hole ich meinen Tannenzweig mit Kerzenhalter und Kerze und das Weihnachtsgebäck aus dem Rucksack hervor. Der Zweig liegt im Schnee, die Kerze ist angezündet... es ist eine unglaubliche stille Einkehr, die uns alle erfasst...
Moni und Wolfgang singen das Weihnachtslied
O Tannenbaum, O Tannenbaum, |
Wir sind alle sehr ergriffen und lauschen andächtig ihrem Gesang. Für Robin gab es noch ein Säckchen mit Süßigkeiten. Er ist sehr aufgeregt, sein Gesicht ist rot und glüht... er hat viele Fragen an uns... wo schlafen die Tiere im Wald, wie finden sie im Schnee Nahrung. Wir erzählten von den Futterstellen, die der Förster mit Heu, Kastanien und Rüben füllt und das die Tiere im Wald im Unterholz Schutz suchen und dort auch schlafen. Jetzt schaut Robin in den Schnee, und möchte wissen, welche Spur, von welchem Tier stammt. Damit sind wir natürlich überfordert...wir erklären Robin, das dies nur der Förster sagen kann. Im Sommer gibt es Führungen mit dem Förster durch den Wald. Er ist glücklich und fragt seinen Vater sofort! Gehen wir im Sommer auch mit dem Förster? Natürlich verspricht sein Vater, das er ihm den Wunsch erfüllen wird.
Eine kurze Zeit der Stille tritt ein...
"Heiligabend"
wird in dieser Umgebung gegenwärtig...
fünf Stunden sind wir jetzt in der Natur...
und haben die Spuren für eine besinnliche Weihnacht gefunden...
Heiligabend ist für uns in der schönsten Form wahr geworden.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz sehen wir noch einen Buntspecht, der mit dem Schnabel gegen den Baumstamm einer Tanne schlägt.
Auch ein Eichhörnchen wird durch uns aufgeschreckt Wir verabschieden uns vom Märchenwald, wünschen allen Waldbewohnern gesegnete Weihnachten.
Heute ist Robin ein erwachsener Mann,Heiligabend 1979 wird er nie vergessen, es war für ihn ein ganz besonderes Geschenk.